Aufbau einer Sammlung

Mineralien sind Bestandteile unserer Erde und begegnen uns tagtäglich in unterschiedlichster Ausformung. Bei Spaziergängen oder (Berg-)Wanderungen kann man gelegentlich buchstäblich über Mineralien stolpern. Dann bückt man sich und betrachtet den Stein des Anstoßes genauer. Und schon ist der erste Schritt zum Sammeln von Mineralien getan. Der Stein kann durch seine ungewöhnliche Farbe oder durch seine Form auffallen. Man betrachtet dann also ein Stück Material aus der verschiedenartig ausgebildeten festen Erdkruste, ein Gefüge gesteinsbildender Mineralien, nicht aber die einzelnen Bestandteile, die Mineralien dieses Gesteins. Wir alle kennen die Schulweisheit aus dem Geographieunterricht über die Bestandteile des Gesteins „Granit“.

Feldspat, Quarz und Glimmer,
die vergess’ ich nimmer.

Betrachtet man also den Stein nicht als ein Gefüge, sondern schaut nach den unterschiedlichen Mineralien, aus denen der Stein sich zusammensetzt, ist der Schritt von der Gesteinskunde zur Mineralienkunde vollzogen. Der „Stein des Anstoßes“ kann auch Hohlräume aufweisen, die wiederum durch ihre Füllung das Interesse des Betrachters erregen. Möglicherweise sind kleine, glasklare oder farbige Kristalle zu erkennen, wodurch die Frage auftaucht, was für Kristalle sind das?


Literatur zu Fundstellen
Die oben beschriebene Situation der Begegnung kann am Meer, im Gebirge oder im Flachland gleichermaßen stattfinden. Die verschiedenen landschaftlichen Gegebenheiten beeinflussen nur die Art der Funde. So wird man am Meer oder in Flüssen eher vom Wasser abgerundete, abgeschliffene bunte Steine finden. Ihnen fehlt ein wichtiges Merkmal zur Bestimmung ihrer Art: die Kristallform. Kristalle sind eher in Hohlräumen oder Gesteinsklüften zu finden, die wiederum am ehesten im bereits heraus gelösten, lockeren Gestein an den Abbaustätten zu finden sind. Diese Fundstellen können Bergwerkshalden, Steinbrüche oder Bergwerksstollen sein, aber ebenso Straßenbaustellen, Ackerboden, Aufschwemmungen nach starken Regenfällen oder der Aushub bei einem Hausbau.

Bevor diese möglichen Fundstellen aufgesucht werden, sind jedoch zu Hause einige Vorbereitungen zu treffen, die für ein sinnvolles Sammeln unabdingbar sind. Zur theoretischen Vorbereitung gehört, dass man sich zunächst nach Möglichkeit anhand von Fachliteratur über die Beschaffenheit des ausgewählten Fundortes vertraut macht. Im Buchhandel gibt es informative, durchaus gut verständliche Literatur zu Fundorten in einzelnen Regionen in Deutschland, in Europa und in anderen Kontinenten. Umfangreiche Informationsmöglichkeiten bietet auch das Internet. Zum Teil wird die Lage der Lokalitäten mit Kartenskizzen verdeutlicht, doch ist es empfehlenswert, eine gute Karte, auf der die Lage des Fundortes vermerkt ist, unterstützend heranzuziehen.


Grundausstattung zum Mineraliensammeln
Danach kommt der sehr wichtige Teil der praktischen Vorbereitung. Zu den Ausrüstungsgegenständen eines Mineraliensammlers gehört unbedingt ein Rucksack oder eine stabile Umhängetasche, denn das geborgene Material möchte man sicher nach Hause tragen und die zurückzulegenden Wege sind manchmal recht weit. Auch Orientierungshilfen wie Navi, Smartphone, Kompass oder ein Schrittmesser können hilfreich sein, denn die Ortsangaben, nach denen man versucht, die Lokalität zu finden, sind nicht immer sehr präzise. Weiterhin gehört ein Geologenhammer zur Ausrüstung, wobei ein so genannter Latthammer, der in jedem üblichen Baumarkt erhältlich ist, für den Einsteiger völlig ausreichend ist. Ein großer und ein kleiner Meißel sollten nicht fehlen, da gelegentlich noch größere Steinblöcke gespalten werden müssen. Bei den Meißeln ist auf die Qualität und einen vorhandenen Handschutz zu achten. Absplitternde Teile vom Meißel können zu erheblichen körperlichen Verletzungen führen. Der Handschutz soll verhindern, dass man sich aus Versehen auf den Daumen schlägt. Zum Schutz vor (Stein-)Splittern dient eine Schutzbrille. Ebenso ist das Tragen von Handschuhen eine sinnvolle Schutzmaßnahme, denn Steine können sehr spitz und scharfkantig sein. Sie schützen auch vor Verletzungen durch Glasscherben, die gelegentlich in Steinbrüchen und auf Halden durch missbräuchliche Nutzung hinterlassen werden.

Zeitungspapier zum Verpacken, Lupe und Notizzettel
Beim Aufsuchen eines Steinbruchs ist das Tragen eines Sicherheitshelms und von Sicherheitsschuhen oder -stiefeln (mit Stahlkappen) in der Regel Pflicht. Neben den oben genannten Hilfsmitteln ist eine einwandfreie Lupe besonders wichtig, denn sie erleichtert das Bestimmen des Minerals. Der Sammler sollte sinnvollerweise nur eine Lupe mit 8 bis 10facher Vergrößerung verwenden, die auch die Ränder des Blickfeldes nicht verzeichnet. Zum Verpacken der Fundstücke ist geeignetes Papier erforderlich. Hier hat sich erwiesen, dass Zeitungspapier für diese Zwecke überaus geeignet ist. Jede Stufe sollte einzeln in ein Stück Papier verpackt werden. Sind die gefundenen Mineralienstufen feiner, können kleine Schachteln in unterschiedlicher Größe gute Dienste leisten. Wenn diese nicht vorhanden sind, kann man aus Küchen-/Toiletten-/Serviettenpapier oder auch Watte kleine Nester formen, in die das Fundstück behutsam gebettet wird. Ein Notizblock und ein Bleistift dürfen nicht vergessen werden, denn die genaue Fundortangabe ist für die spätere Aufbereitung und Aufbewahrung wichtig.


Hinweis zum Verhalten auf dem Gelände
Beim Aufsuchen der Fundstellen sind selbstverständlich Vorsichtsmaßregeln zu beachten. Dieses trifft besonders für Bergwerkshalden oder Steinbrüche zu. Grundsätzlich gilt natürlich, dass aufgestellte Gebots- und Verbotsschilder ernst zu nehmen sind. Ebenso muss man sich, bevor man auf die Suche geht, um das Einverständnis, die Genehmigung des Eigentümers bemühen. die auch häufig genug gegeben wird. Die Rücksprache mit dem verantwortlichen Personal ist vorteilhaft, weil man auf besondere Gefahrenstellen, aber möglicherweise auch auf frische Fundstellen hingewiesen werden kann. Das Betreten des Steinbruchs geschieht dennoch versicherungstechnisch auf eigenes Risiko. Aufgelassene (stillgelegte) Bergwerkstollen sollten nur unter Anleitung eines ortskundigen Führers betreten werden.
Bei all diesen Einschränkungen und zu beachtenden Bedingungen könnte der Eindruck entstehen, dass die Möglichkeiten der erfolgreichen Suche sehr beschränkt seien – dem ist nur bedingt so. Sicher ist nicht zu erwarten, dass man große Stufen findet. Aber bei aufmerksamer Beobachtung der Umwelt und sorgfältiger Suche sind - ungefährdet - schöne Funde zu machen, die nach Hause getragen werden, wo dann der nächsten Teil des Sammelns beginnt.

Zunächst muss die Stufe einer Reinigung unterzogen werden. Während sich harte Mineralien in der Regel mit Wasser und Bürste reinigen lassen, muss bei leicht brüchigen Stufen mit besonderer Sorgfalt, etwa mit einem weichen Pinsel und Seifenschaum, gearbeitet werden. Wasserempfindliche oder lösliche Mineralien lassen sich am besten trocken mit einer Bürste oder einem Staubpinsel reinigen.
Zu beachten ist, dass einige Mineralien Feuchtigkeit schlecht (Pyrit) oder gar nicht (Schwefel, Salze) vertragen, bei anderen der Belag kein Schmutz im geläufigen Sinne ist, sondern es sich um Chloritablagerungen (besonders bei alpinen Fundstätten) oder um schlecht zu entfernende Überzüge von Eisenverbindungen handelt. In keinem Fall sollte mit Säure gearbeitet werden. Abgesehen von denkbaren Schäden für die Haut und die Kleidung kann auch die Stufe nachhaltig beschädigt, ja sogar zerstört werden.


Literatur zur Mineralienbestimmung
Nach der gründlichen Reinigung des Fundstücks folgt die manchmal sehr schwierige und zeitaufwendige Bestimmung des Minerals. Jedes Mineral weist bestimmte unverwechselbare Besonderheiten auf, die sich durch die folgenden Kriterien beschreiben lassen: Form/Aussehen, Härte, Kristallsystem, Dichte, Spaltbarkeit, Bruch, Farbe/Transparenz, Glanz, Strich, chemische Zusammensetzung. Abgesehen davon, dass eine Darstellung der Kriterien hier den Rahmen sprengen würde, ist eine Reihe dieser Kriterien für den Laien auch nicht anwendbar, da ihm im Regelfall die technischen Einrichtungen fehlen. Trotzdem kann auch der Amateur unter den Sammlern die häufigsten Mineralien des besammelten Gebietes auf Grund ihrer Beschreibung, des Abgleichs mit ähnlichen oder unterschiedlichen Stufen und des Studiums der einschlägigen, besonders auf das Fundgebiet bezogenen Literatur bestimmen. Zusätzlich bietet das Internet (z.B. www.mineralienatlas.de) leicht zugängliche, aber durchaus umfassende Hilfe. Auch die Teilnahme an Sammlerforen im Internet hilft, auftretende Fragen fachkompetent klären zu lassen. Darüber hinaus gibt es Sammlervereine wie den Verein der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG e.V.), die bei regelmäßigen Treffen Gedanken, Erfahrungen und Fundmaterial austauschen. Schrittweise sollte sich der Amateursammler aber selber an die Bestimmung der Mineralien herantasten. Dabei wird er sich wohl vor allem an den physikalischen Eigenschaften orientieren, die entweder auf den ersten Blick zu erkennen sind (Aussehen und Farbe) oder die leichter zu bestimmen sind. Beim Aussehen wird z.B. zwischen nichtmetallischem, halbmetallischem und metallischem Glanz unterschieden. Der Glanz der halbmetallisch glänzenden Mineralien ist meist unbeständig. Bei der Betrachtung der Farbe eines Minerals ist zu bedenken, dass dasselbe Mineral durchaus in verschiedenen Farben auftreten kann. Unter Umständen können dann auch Handbücher dabei nicht weiterhelfen, da sich die Abbildungen dort immer auf das Mineral eines bestimmten Fundortes beziehen. Trotz dieser einschränkenden Bemerkung möchten auch erfahrene Sammler nicht auf gute Handbücher zur Mineralogie allgemein und zur Mineralogie bestimmter Fundorte verzichten. Aus der Vielzahl der Handbücher zur Mineralogie seien hier einige herausgegriffen, die sich großer Beliebtheit erfreuen:
- A. Mottana, u.a., Der große BLV Mineralienführer
- Steinbachs Naturführer: Mineralien
- J. Bauer, Der Kosmos-Mineralienführer
- P.Korbel,u.a., Mineralien-Enzyklopädie
- R.Duda, u.a., Mineralien- Handbuch und Führer für den Sammler

Abhängig von der Größe der Stufe kann der Amateursammler auch anhand der Härte und der Spaltbarkeit zu einer Bestimmung kommen. Die Spaltbarkeit und der Bruch sind recht leicht am Beispiel des Glimmers zu erklären, der sich mit einem Messer oder auch mit dem Fingernagel leicht in einzelne Glimmerblättchen teilen lässt. In vertikaler Richtung dagegen ist eine Teilung nur sehr schwer. Bei der Zerschlagung von Bleiglanz dagegen wird man feststellen, dass die einzelnen Stückchen jeweils die Flächen eines Würfels behalten. Je nach der Beschaffenheit der Spaltflächen wird daher von deutlicher und undeutlicher, von vollkommener, guter und sehr guter Spaltbarkeit gesprochen. Außerdem kann man beobachten, dass sich bestimmte Mineralien immer in die gleichen Formen spalten. Um einige Beispiele zu nennen: Galenit spaltet sich in Würfel, Calcit in Rhomboeder, Fluorit in Oktaeder. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal stellt die Härte eines Minerals dar. Der deutsche Mineraloge Mohs hat im 18.Jahrhundert dazu eine zehnstufige Härteskala aufgestellt. Sie reicht vom weichsten Mineral Talk über Gips, Kalkspat, Flussspat, Apatit, Feldspat, Quarz, Topas bis zu Korund und dem härtesten Mineral, dem Diamant. Die Härteskala gibt aber nur vergleichende Werte an. Die Zahlen geben also nicht an, um wie viel das bestimmte Mineral härter ist als ein anderes. Für die Härtebestimmung gibt es im Fachhandel die entsprechenden Prüfgeräte, man kann sich aber auch einfacherer Hilfsmittel bedienen. So etwa haben Mineralien, die sich mit dem Finger abreiben lassen, den Härtegrad 1 (z.B. Graphit); lassen sie sich mit dem Fingernagel ritzen, liegt Härtegrad 2 vor, usw. Man sollte die Prüfung an einer möglichst unauffälligen Stelle durchführen. Möglicherweise hat man eine weniger attraktive Stufe des gleichen Minerals für diesen Zweck zur Hand. Vor allem bei undurchsichtigen und farbigen Mineralien ist die Farbe des Strichs hilfreich bei der Bestimmung. Dazu streicht man das Mineral über die Strichplatte, eine unglasierte Porzellankachel oder -scherbe. Während die Farbe des Minerals unterschiedlich sein kann, bleibt die Strichfarbe immer gleich. Gerade bei metallischen Mineralien unterscheiden sich die Farbe des Minerals und die Strichfarbe zum Teil erheblich. Allerdings erübrigt sich die Strichprobe bei Mineralien, die härter als Härtegrad 6 sind, nämlich dem Härtegrad des Porzellans.

Es gibt weitere physikalische Eigenschaften, die der Laie relativ einfach feststellen kann. Die Eigenschaft, die am leichtesten zu prüfen ist, dürfte der Magnetismus sein. Allerdings gibt es nur sehr wenige Mineralien, die tatsächlich wie ein Magnet funktionieren und Metall anziehen können (z. B. Magneteisenstein). Dagegen gibt es zahlreiche Mineralien, die viel Eisen enthalten, und deswegen von einem Magneten angezogen werden (z. B. Hämatit). Neben der Radioaktivität, die mittels eines so genannten Geigerzählers gemessen werden kann, z. B. bei der Pechblende oder bei Torbernit, ist die Lumineszenz eine feststellbare und zu Mineralbestimmung geeignete Eigenschaft. Bestimmte Mineralien leuchten mit auffallender Farbe, wenn sie Lichtstrahlen einer bestimmten Wellenlänge ausgesetzt werden. Intensive Lumineszenz zeigen zum Beispiel Calcit, manche Fluorite, Apatit, aber auch der Saphir oder der Orthoklas. Die Farbe dieser Strahlung eines Minerals ist abhängig von den chemischen Beimengungen und mithin nicht immer die gleiche.


alter Sammlungszettel
Nach der Bestimmung erfolgt die Dokumentation. Für jede Stufe wird ein Etikett mit den notwendigen Angaben über Mineralbezeichnung und Fundort angefertigt. Manche Sammler vermerken auf dem Etikett zusätzlich zu der laufenden Nummer beispielsweise die chemische Formel des Minerals, Datum des Fundes oder andere Angaben. Mit dem Fortschritt des Wissens und dem Wachsen der Sammlung wird man feststellen, dass es zunehmend sinnvoll ist, den Bestand der Sammlung zu begleiten und zu dokumentieren, z.B. über eine Datenbank auf dem PC oder mittels einer Kartei.

Abschließend findet das Fundstück seinen Platz in der Sammlung. Als langfristigen Aufbewahrungsort wird man je nach Stand der Sammlung an eine Glasvitrine denken oder an einen Schrank mit Schubfächern. In die Fächer kann man sodann passende Schachteln, ggf. in unterschiedlicher Größe entsprechend der Maße des jeweiligen Minerals, einsetzen. So werden die Fundstücke geschont und lassen sich leichter handhaben. Dabei wird man feststellen, dass man beim Sammeln bzw. bei der Aufbereitung der Mineralien versuchen sollte, eine gewisse einheitliche Größe der Stufen anzustreben. Die Schächtelchen bieten neben dem Vorteil der Ordnung auch die Funktion, die Stufe zumindest etwas gegen Staubverschmutzung oder zerstörerischen Lichteinfall zu schützen.

Und nun : Viel Spaß beim Sammeln und

Glück auf !